Kann man sich auf Verlust und Trauer vorbereiten?
Diese Frage kann man leider nicht mit Ja oder Nein beantworten… Vielleicht ist es an einem Beispiel erklärbarer. Auf einen Unfall kann man sich auch nicht „vorbereiten“. Sonst wäre es ja kein Unfall. Und trotzdem wenn ich mich damit beschäftigt habe kenne ich Vorgehensweisen um damit umzugehen. Aber deswegen ist der Unfall oder das, was mir zugestoßen ist trotzdem schlimm. Ich habe eventuell Schmerzen, ich kann vielleicht eine Zeitlang oder gar für immer bestimmte Dinge nicht mehr tun. Es kann etwas kaputt gegangen sein, was mir sehr wichtig ist.
Aber wenn ich mich nie mit dem Thema beschäftigt habe, dann fehlen mir auch noch die Handlungsweisen.
Also kurz: Beschäftigen mit dem Thema Verlust und Trauer kann mir in der Erfahrung helfen Orientierung zu finden. Aber der Schmerz ist trotzdem da.
Worauf sollten Menschen achten, die Trauernden begegnen?
Die Erfahrung der Trauer ist immer eine individuelle Erfahrung. Sie ist für jeden einzigartig und niemals auf einen anderen übertragbar. Aus diesem Blickwinkel kann ich niemals wissen wie es sich für die betroffene Trauernden selbst anfühlt. Auch wenn ich selbst trauernd war oder bin. Was gut tut ist Verständnis, wenn man sich in diesem auf die Seite der Trauernden stellt, mit ihnen klagt und weint und auch manchmal der Hoffnungslosigkeit Raum gibt. Keine Ratschläge, Verbesserungen oder billige Hoffnungsbilder („Die Zeit heilt alle Wunden…“) Die Zeit heilt gar nichts, die Zeit vergeht. Aber sein dürfen wie man ist, tut gut. Ausgehalten werden, tut gut. Und zwischendurch einfach mal lachen dürfen ohne dass jeder denkt „jetzt geht es mir wieder gut“ tut gut.
Kann Trost Trauer ablösen?
Viellicht kann Trost Trauer ja auch ergänzen? Ohne Leben kein Tod ohne Trauer kein Trost. Das stimmt natürlich nicht ganz so… weil der Tod unausweichlich kommt und der Trost nicht generalisiert vorherbestimmt ist. Und Trotzdem! Ich finde Trost ist die Hoffnung der Trauer. Und bei allem Verständnis und bei aller wirklichen Würdigung  des Schreckens der Trauer hat, glaube ich, fast jeder Trauernde die Hoffnung, dass irgendwann auch wieder Leben möglich ist. Aber jetzt, billig und schnell zu sagen, der Trost macht es,  würde den Prozess, des heranreifen des kleinen Pflänzchens Hoffnung zu viel abverlangen. Vielleicht kann man der Trauer auch sagen, “du hast einen Langen weg vor dir und es kommen viele Überraschungen und irgendwann wirst du nicht nur Trauer heißen sondern auch Trost”. Und je nach dem was gerade gebraucht wird, wird mal mehr die Trauer zum Vorschein kommen und mal mehr der Trost.
Was wünscht Du Dir? Was soll sich in unserer Gesellschaft verändern beim Thema Trauer?
Ich wünsche mir, das wir als Gesellschaft fähig werden, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Ich wünsche mir dass wir das Leben feiern! Und ich wünsche mir dass das Leben auf vielfältige Art und weise gewürdigt wird.
Ich wünsche mir auch, dass das nicht auf kosten der Leidenden und Trauernden statt findet. Dass ein Bewusstsein entsteht, das Leben an sich, die Grundlage selbst habe ich nicht erstellt, die wurde mir gegeben. Und manchmal kann einfach so sich alles ändern. Und da wünschte ich mir eine Gesellschaftliche Befähigung damit umzugehen. Anstatt, Menschen denen so etwas passiert ist, alleine stehe zu lassen, sie mit zu nehmen. Anstatt hilflos wegzulaufen, unbeholfen zusammenzustehen. Anstatt nur auf mich selbst zu achten, eine Achtsamkeit für meine nächsten zu entwickeln. Ich glaube, das ist in einer Gesellschaft schaffbar.